Wie hole ich mehr aus meinem Teleskop heraus?

Mit einfachen Mitteln kann man mit jedem Teleskop mehr ereichen. Nicht immer liegt es an astronomisch teuren Zusatzteilen, mehr aus seinem Teleskop zu machen. Zuerst kommt einfach mal der richtige Beobachtungsstandort und auch ein paar einfache Dinge, die man beachten soll.

Beobachtungsumgebung
Der erste Schritt ist es, sich optimale Beobachtungen zu schaffen. ist die Wahl eines geeigneten Beobachtungsstandortes. In unseren Städten mit ihrer immensen Lichtverschmutzung ist eine erfolgreiche Beobachtung des Sternenhimmels kaum noch möglich. Die Lichtmenge ist meist schon so hoch, dass man in der Nacht die Fenster abdunkeln muss, damit man überhaupt schlafen kann. Es verwundert also nicht, dass man zum Beobachten vorteilhaft an einen dunklen Ort gehen muss. Wirklich gute Beobachtungsbedingungen findet man bei uns oft nur noch auf Anhöhen über wenigstens 800 müM oder in den Alpen. So wie man von Auge in den Bergen mehr sieht, so sieht man natürlich auch mit dem Teleskop mehr! Schnell sieht man mit einem 10 cm Teleskop auf einem Berg mehr, als mit einem 20 cm Teleskop im Mittelland. Ausserdem macht es ganz einfach mehr Freude, wenn der Himmel noch schön dunkel ist. Astronomische Beobachtung ist ja auch eine ästetische Sache.

Je nach Beobachtungsziel kann man auch unterschiedliche Standorte aussuchen: die Beobachtung von Mond und Planeten bedingt nicht einen so dunklen Himmel, wie dass bei der DeepSky Beobachtung notwendig ist. Auch sind nicht alle Orte im Winter, wenn viel Schnee liegt, erreichbar. Andererseits blockt der Hochnebel im Winter das Licht von unten gut ab, was dann auch in tieferen Lagen zu besten Sichtbedingungen führt. Nicht zu vergessen ist, dass in höheren Lagen durch Inversionsschichtung und trockenere Luft der Aufenthalt im Freien meist angenehmer ist als im feuchtkalten Mittelland.

Bei einer Bisenlage herschen meist nicht allzu gute Bedingungen vor, aber bei einer leichten Föhnlage wird der Himmel richtiggehend saubergeblasen. Die Luftunruhe stört dann bei stärkeren Vergrösserungen, zB Planetenbeobachtung. Diese kann dann aber sehr gut gemacht werden, wenn der Himmel teilweise mit dünnen Wolken bedeckt ist, das Wetter also nicht so klar ist. Dann hat man gute Chancen auf ruhige Luft. Man kann sich also für jedem Himmel einen geeigneten Standort (Distanz von Zuhause / Erreichbarkeit / Lichtaufhellung / Wettereinflüsse) aussuchen.


Warum alleine Beobachten?
Es ist doch so: es sind da oben so viele Objekte, dass wohl niemand immer alle Dinge weiss, die es sich lohnen, auch noch eine Blick darauf zu werfen. Kommt hinzu, dass diese Objekte oft erst dann wirklich interessant werden, wenn man noch etwas Hintergrundinformationen hat. Sei es in der richtigen Beobachtungsart, sei es in Bezug auf die wirkliche Art des Objektes. Da helfen alle gescheiten Bücher und Computer während der nächtlichen Beobachung nichts. Man muss es von irgendwoher schon "kennen". Jeder Beobachter bringt also gewissermassen sein persönliches Zusatzwissen und seine Tricks mit und zusammen erreicht man dann ganz einfach mehr. Aber auch sogenannte Teleskoptreffen sind da ganz interessant. Auch wenn es an diesem Datum regnet, kann man trotzdem viel Fachsimplen und von Beobachtungstricks anderer Hobby-Astronomen lernen. Weiss man erst einmal, wie man sein Teleskop richtig aufbaut (also wo der Polarstern ist), wird jeder noch so erfahrene Amateur im Vollen aus seiner Trickkiste schöpfen und gerne seine Erfahrungen und Tricks zum besten geben.

Einfache Verbesserungen
Neben weiterem Zubehör einkaufen kann man ganz einfache Verbesserungen an seinem Teleskop machen. Dazu braucht es kein grosses Geschick und schon gar keine Werkstatt!

Die meisten kleinen Montierungen haben zu instabile Stative, die man aber glücklicherweise ganz einfach verbessern kann. Dazu können die in der Regel nur mit einer Schraube fixierten Stativbeine mittels einer Schlauchbride um jedes Bein versteift werden. man muss also die losen, verschiebbaren Teile einfach zusammenpressen. Diese Verbindung mach dann das ganze Stativ fester. Bei manchen Stativen kann man auch noch die Beine mit Sand füllen, damit dieses schwerer und ruhiger wird.

Ein weiterer Trick besteht darin, dass man die oft zu kleinen Schrauben mit Handgriff mit normalen Schrauben mit Innensechskantkopf (sogenannte Imbusschrauben) ersetzen. So kann man ein grösseres Anzugsmoment erreichen, wenn man statt des kleinen Handgriffes einen Imbusschlüssel verwendet. Oft ist es aber auch nur notwendig, eine gut dimensionierte Unterlagsscheibe unter die Schraube zu setzen. Beim Wechseln der Schrauben kann man auch gleich die empfindlichen Gewinde im Aluguss fetten, damit diese nicht angefressen und zerstört werden. Sowohl Stativ, Polhöheneinstellung wie auch Teleskopmontage auf der Montierung sind so einfach und billig zu Versteifen.


Ein Wort zum Zubehör
Als ich vor Jahrzehnten mit der Beobachtung angefangen hatte, gab es tatsächlich noch Okulare mit aus heutiger Sicht unglaublich kleinen Gesichtsfeldern von höchstens 30 Grad. Weitwinkelokulare nach Erfle gab es zwar damals schon, aber diese waren teuer und der Nutzen war kaum jemanden wirklich klar. Um wieviel besser die heutigen, meist weitwinkligen Okulare mit angenehmen Einblicksverhalten sind, erkennt man erst wieder, wenn man sich mal an die "gute, alte Zeit" zurück "erinnert" (will heissen, wieder einmal damit etwas zu beobachten. Viele der schönsten Objekte schienen damals schlicht unbeobachtbar. Erst der Einsatz lichtdurchlässigerer und auch weitwinkliger Okulare im Zusammenspiel mit einem geeigneten Filter (vorzugsweise O III) bingen so wunderschöne Objekte wie ein Nordamerikanebel oder den Cirrusnebel richtig ins Bild - so schön, dass auch die schönsten Fotografien dieser Objekte kaum mehr Eindruck hinterlassen als das live gesehen haben. Es lohnt sich also schon, nach und nach auch in eine gute Okularseitige Ausrüstung zu investieren.

Eine gute Wahl an Okularen und Filter kann etwo so aussehen: Die Okulare sollen dem Zweck entsprechend gewählt werden. Kleinere Vergrösserungen sollen unbedingt weitwinklig sein, bei stärkeren Vergrösserungen darf diese auch kleiner werden. Für Planeten ist Kontrast wichtiger als Gesichtsfeld, für DeepSky Objekte ist aber ein grosses Gesichtsfeld oft unabdingbar, um das beste herauszuholen. Vergessen sie nicht, dass jede zusäzliche Linse das Bild auch flauer macht. Extra lichtdurchlässige Sonderglässer sind so teuer, dass diese nur selten verwendet werden, also nur in den ganz teuren Okularen. Der Abstand der verschiedenen Vergrösserungen soll max. das Doppelte sein. Ideal sind Abstufungen in etwa 1/3 bis max. 2/3 Schritten, wobei bei zunemend höheren Vergrösserungen zunemend kleinere Abstufungen sinnvoll sind. Startet man zB bei 40fach als kleinste Vergrösserung, soll die nächste Stufe ca. 65fach sein, dann 100fach, 135fach 160fach usw.

Normale Farbfilter bringen in der Regel nicht viel. Der bessere Kontrast, der bei Planetenbeobachtung erreicht werden will, wird durch das geringere Licht und damit schlechtere Wahrnahmbarkeit durch das Auge mehr als oft wieder verspielt. Andererseits können sog. Nebelfilter sehr viel bringen. Allerdings kann man mit solchen Filter genau das nicht korrigieren, für was sie meist gekauft werden: Unserer Lichtverschmutzung ist mit diesen Filtern nicht wirklich beizukommen! Hingegen bringen diese Filter zT. sehr viel bei besten Beobachtungsbedingungen! Denn gegen Dunst und leichten Nebel sowie Störlicht von Glühbirnen und Leuchtstoffröhren hilft wirklich nichts. Also sind diese Filter genau dann ideal, wenn man die besten Bedingungen hat. Nebelfilter sollen möglichst engbandig sein, um einen höheren Kontrast zu erreichen. Bei Emissionsnebeln und planetarischen Nebeln kann man zT. erstaunliches erreichen; zudem werden die Sterne recht dunkel und man sieht das Objekt wirklich besser. Bei der Beobachtung von Sternahufen und Galxien hilft aber wirklich nur guter Himmel und tiefes Durchatmen etwas. Normale breitbandige Nebelfilter (zB. DeepSky, Light Pollution usw) bringen visuell kaum etwas, diese haben nur bei der Farbfotografie einen Sinn.


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