Wie wähle ich die richtigen Okulare aus

Das wichtigste an der Okularwahl ist natürlich die Art und Grösse des Teleskopes. Hierbei muss neben der verfügbaren Lichtstärke und der Brennweite auch die kleinste und grösste sinnvolle Vergrösserung bestimmt werden. Im weiteren entscheidet die Art des Teleskopes über die Wahl der Vergrösserungen: ein Refraktor oder auch Schiefspiegler mit scharfer und kontrastreicher Abbildung erlaubt in der Regel höhere Vergrösserung als ein zB. ein obstruiertes Spiegelteleskop oder gar ein Dobsonian, der weder über eine Nachführung und oft auch über eine mittelmässige Optik verfügt.

Als einfachste Faustregel gilt meistens, die kleinste Vergrösserung entspricht einer Austrittspupille von 6 mm bis höchstens 7 mm je nach Himmelaufhellung. Bei ganz dunklem Himmel (zB. in den Alpen) kann man aber auch in ganz seltenen und speziellen Fällen Austrittpupillen von bis 10 mm nutzen, andererseits ist in der Umgebung von Städten selten eine grössere Austrittpupille als 5 mm, oft sogar nur rund 3 mm sinnvoll. Als stärkste Vergrösserung gilt in der Regel der doppelte Durchmesser der Optik in Millimeter gleich stärkste Vergrösserung (die entspricht dann einem Austrittpupillendurchmesser von 0,5 mm). Eine wirklich gute Optik kann aber bei entsprechend hellen Objekten nutzbare Vergröserungen bis zum vierfachen Durchmesser liefern, hingegen begrenzt beim Dobs eher die Bewegungsmöglichkeiten die Vergröserungsmöglichkeiten oft auf 200 bis 400fach.

Schwächste Vergrösserung
Die schwächste Vergrösserung wird also im wesentlichen durch die allgemein zu erwartende Durchsicht am Himmel bestimmt. In etwa kann man sagen, dass wenn man von Auge zB. Sterne von 5. Grösse sieht, kann man eine maximale Austrittpupille von 5 mm wählen. Aber auch diese Regel hat viele Ausnahmen. Trotzdem lohnt es sich kaum, bei solchen Verhältnissen in ein teures Grossfeldokular mit langer Brennweite zu investieren. Ist der Himmel aber oft klar (bzw. beobachtet man oft in den Alpen), kann auch zu langbrennweitigeren Okularen gegriffen werden. Nur so können schwierige Objekte wie zB. der Nordamerikanebel oder Kalifornianebel erfolgreich beobachtet werden. Bei Spiegelteleskopen muss allerdings beachtet werden, dass unter Umständen die Fangspiegelsiluette direkt im Bild in Erscheinung tritt, wird eine zu grosse Austrittpupille gewählt. Dies ist vor allem bei kleiner Augenpupille (also bei heller Umgebung) sofort der Fall. Allerdings können bei dunkler Umgebung auch Austrittspupillen über 7 mm optimale Ergebnisse bringen. Okulare für kleine Vergrösserungen sollten eher grosse scheinbare Gesichtsfelder haben.
Sogenannte Weitwinkelokulare also. Dies bringt gleich zwei Vorteile: Erstens hat man so vor allem beim Suchen von Objekten ein grösseres Bildfeld und zweitens können feine und oft grosse Strukturen von DeepSky Objekten besser erfasst werden. Der meist höhere Preis dieser Okulare wird durch den grösseren Beobachtungskomfort mehr als wettgemacht.

Stärkste Vergrösserung
Neben der optischen Güte und dem Durchmesser einer Optik spielt auch die Qualität des Himmels in Bezug auf die Luftunruhe eine Rolle. Zudem sammelt eine grosse Optik mehr Luftunruhe als eine kleine Optik. Oft ist deshalb ein 4 bis 5" Refraktor besser für die Planetenbeobachtung geeignet, als ein 10" Spiegelteleskop.
Die stärkste sinnvolle Vergrösserung eines Teleskopes findet man also am besten empirisch durch Versuche. Höchste Vergrösserungen kann man hauptsächlich am Mond, Doppelsternen und kleinen planetarischen Nebeln nutzen. Ob nun Superweitwinkelokulare (zB. Nagler®) oder doch richtige Planetenokulare die bessere Wahl sind, hängt auch vom Beobachtungsziel ab.

Übrige Vergrösserungen
Die entscheidende Frage ist wohl, wieviele Okulare sollen es (dazwischen) sein? Betrachtet man gleichzeitig die kleinste und grösste Vergrösserung, ergeben sich daraus auch die Abstände zwischen den einzelnen Vergrösserungen. Und diese sollten nicht zu gross sein! Am besten bildet man eine Art Treppe, wie die einzelen Vergrösserungen ansteigen. Diese Stufen sollten nie höher als eine Verdoppelung sein. Eine feinere Abstufung als 1/6 höher bringt meist nicht viel. Aus Erfahrung rate ich zu 2/3 Schritten (die Ausgangsvergrösserung entspricht 2/3 der neuen Vergr&oul;sserung): Starten wir also bei zB. 40fach, so sollte die nächste Vergrösserung ca. 60fach sein, dann ca. 90fach usw.
Meistens wird die Okularsammlung mit der Zeit erweitert. Also soll man sich am besten von Anfang darüber Gedanken machen, wie und wo man zusätzliche Okulare plazieren kann. Vor allem bei stärkeren Vergrösserungen sind dann zB. 3/4 bis max 5/6 Schritte angesagt, so dass man Anfangs der Okularsammlung auch mal einen grossen Vergrösserungsschritt ins Auge fassen kann, der dann später gezielt aufgeteilt werden kann.. Es empfiehlt es sich aber auch, nicht zu Beginn gleich zu starke vergrössernde Okulare zu wählen. Man soll da unterhalb der sog. "stärksten Vergrösserung" (dh. der doppelte Durchmesser in Millimeter) bleiben und sich später daran herantasten!

Welche Okulartypen sind am besten?
Weder ausschliesslich Superweitwinkelokulare mit über 70° Gesichtsfeld, noch puristische Hochkontrastokulare mit möglichst wenig Linsen sind die besten - eher ist es so, dass jeder Okulartyp in der richtigen Vergrösserung ein Optimum bringen kann. Also muss man die Okulare entsprechend dem Teleskop richtig auswählen. Es wird also meist eine "bunte Mischung" aus verschiedenen Typen werden. Neben dem scheinbaren Gesichtsfeld spielt auch das wahre Gesichtsfeld eine grosse Rolle. Platziert man zB. ein starkes Weitwinkelokular über einem Okular mit sehr kleinem Gesichtsfeld, so kann es schnell passieren, dass man mit dem stärker vergrösserendem Weitwinkelokular trotzem ein grösseres wahres Gesichtsfeld am Himmel hat, als mit dem schwächer vergrösserendem Okular mit der nächst längeren Okularbrennweite! Das führt dann unweigerlich dazu, dass man eben dieses oft nicht mehr verwendet und damit ziemlich nutzlos werden kann.

Ein weiteres Kriterium ist der Eigenkontrast eines Okulares. Da Weitwinkelokulare einen eher kleineren Kontrast haben, eignen sich diese auch eher für schwächere Vergrösserungen. Je stärker man nämlich vergrössert, je flauer wird der Bildkontrast. Also eignen sich hochkontrastige Okulare, also zB. das klassische Ortho besser für die Planetenbeobachtung als Weitwinkelokulare. Will man aber ausgedehnte Nebel beobachten, so ist es zudem noch wichtig, um das eigentliche Objekt auch noch "leeres" All mit im Bildfeld zu haben, damit man die feinen Nebelstrukturen gegen den etwas dünkleren Himmeleshintergrund besser sieht. Also ist ein Weitwinkelokular da besser geeignet. Das ist auch der Grund, warum man Superweitwinkelokulare als kontrastreich empfindet, obschon diese zB. gegenüber einem Ortho einen eher geringeren Eigenkontrast haben. Somit machen im hohen Vergrösserungsbereich eine Okularsammlung mit feinen Vergrösserungssprüngen und unterschiedlichen Okulartypen durchaus einen Sinn, hingegnen sollte man bei schwachen Vergrösserungen Weitwinkelokulare bevorzugen.

Einblicksverhalten
Wie angenehm ein Okular ist, hängt wesentlich auch vom Einblicksverhalten ab. Dieses ist aber zu einem grossen Teil subiektiv. Zudem spielt es eine Rolle, ob Sie zum Beobachten eine Brille tragen müssen. Vor allem die klassischen Okulare (zB. Ortho, Plossl, Erfle) haben einen Augenabstand , der in einem festen Verhältniss zur Okularbrennweite ist. Neuere Typen (zB. Vixen LV®, TeleVue Radian® und Nagler®) sind so konstruiert, dass der Augenabstand trotz wechselnder Okularbrennweite immer gleich bleibt. Bei solchen Okularen können auch Brillenräger das ganze Gesichtsfeld uneingeschränkt überblicken. Je nach Durchmesser des Okulares muss der Augenabstand etwas grösser oder kleiner sein, damit er als angenehm empfunden wird. Für jede Person ist dies jedoch anders. Leider kann man also keine allgemeingültige Werte angeben.




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Augenabstand
Als Augenabstand bezeichnet man den Ort, wo die Pupille in Bezug auf das Okular platziert werden muss. Ist dieser Abstand zu klein, muss das Auge fast auf die Augenlinse des Okulares geklebt werden muss. Dies ist nicht nur sehr unangenehm, sondern durch die unkonfortable Beobachtung kann man auch nicht die ganze Leistung ausnutzen. Wenn aber der Abstand zu gross wird, schwebt das Auge gewissermassen frei ohne direkten Bezugspunkt über dem Okular und es ist schwirig, ins Okular blicken zu können. Dadurch wird das Bild sofort dunkel. Oft haben Okulare eine sogenannte Augenmuschel, um den optimalen Augenabstand leicht halten zu können. Durch die direkte Berührung mit dem Okular, werden aber auch Schwingungen auf das Teleskop übertragen, was bei starken Vergrösserungen störend ist.
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Austrittspupille
Die Austrittspupille eines Teleskopes ist der Durchmesser des Lichtkreises, innerhalb dessen das gesammelte Licht beim Okular wieder aus dem Teleskop austritt und von Auge betrachtet werden kann. Wird diese zB. grösser als die Augenpupille, so kann nicht mehr das ganze gesammelte Licht des Teleskopes ausgenutzt werden. Das Bild wird dann also trotz kleinerer Vergrösserungen nicht mehr heller.
Trotzdem kann mit einer noch grösseren Austrittsvergrösserung, dh. einer kleineren Vergrösserung insofern ein Nutzen erreicht werden, da man ein grösseres wahres Bildfeld am Himmel betrachten kann und so grossausgedehnte Objekte besser sieht. Bei grossen Austrittpupillen wird aber der Himmel heller, so dass gerade feine DeepSky Objekte im heller werdenen Bildfeld "ertrinken" können. Dabei ist aber zu beachten, dass unter Umständen die Silluette des Fangspiegels im Bildfeld sichtbar werden kann und der Kontrast generell schwächer wird.

Berechnung:
Durchmesser Eintrittsöffnung in Millimeter des Teleskopes durch Vergrösserung gleich Austrittspupille in Millimeter.
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Eigenkontrast
Wie jede Optik können auch Okulare den Kontrast des Bildes unterschiedlich beeinflussen. Natürlich gibt es verschiedene Faktoren, die den Eigenkontrast beeinflussen, im wesentlichen sind aber folgende zu beachten:

Linsenzahl
Grundsätzlich ist es so, das jede Linse Kontrast wegnimmt! Je mehr Linsen also ein Okular hat, je schlechter ist der Eigenkontrast. Sind Linsen verkittet, so wirk sich dies vorteilhaft auf den Kontrast aus.

optische Korrektion
Je besser ein Okular korrigiert ist, je schärfer und kontrastreicher ist es. Vor allem günstigere Weitwinkelokulare haben am Bildfeldrand oft Fehler, die Schärfe und Kontrast senken. Sehr oft ist dies die Folge einer nicht korrigierten Bildfeldebene, das Bild wird also unscharf. Oft ist es aber auch einfach Astigmatismus.

Glassorten
Verkittete Linsen bringen zwar einen besseren Kontrast, aber man hat somit weniger Möglichkeiten, optische Fehler zu beheben. Mit exotischen Glässern kann dem besser abgeholfen werden, zudem besitzen solche Gläser oft auch eine bessere Durchsicht.

Vergütung.
Auch eine gute Vergütung spielt eine wichtige Rolle. Allgemein sind gute Okulare heute soweit Vergütet, dass hier gute Resultate zu erwarten sind. Aber auch in diesem Bereich geht die Entwicklung laufend weiter. Eine Kunst des Optikdesigners ist es zudem, die Radien der Linsen so zu bestimmen, dass sich Reflexe möglichst nicht sichtbar weiter spiegeln sondern auf einen Brennpunkt gespiegelt werden, der so weit neben der Austrittspupille liegt, dass man diese Reflexionen schlicht nicht sehen kann..

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Grossfeldokular
Als solche bezeichnet man generell Okulare, die ein besonders grosses wahres Gesichtsfeld haben, also im Prinzip fast alle langbrennweitigen 2"-Okulare. Typische Gesichtsfeldblendendurchmesser sind so zwischen 30 mm und 46 mm. Dabei soll aber das Okular kein zu kleines scheinbares Gesichtsfeld aufweisen, also wenigstes 50 Grad haben..
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Planetenokulare
Planeten sind auch im Teleskop kleine Objekte, die kein grosses Gesichtsfeld im Okular brauchen. Aber sie sind trotz der relativ grossen Helligkeit sehr kontrastarm, was Oberflächendetails. betrifft. Eine Voraussetzung für einen hohen Kontrast ist eine geringe Anzahl an Linsen und auch Luft/Glas-Übergängen. Den jedes Element nimmt bekanntlich Licht und damit auch Kontrast weg. Typische Vertreter dieser Okulare sind das orthoskopische Okulare nach Abbe (heute meist "Ortho" genannt) und das klassische Ploessl, das ursprünglich nur ca. 40° scheinbares Gesichtsfeld hatte..
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Scheinbares Gesichtsfeld
Ein Okular wirkt wie eine Lupe, mit welcher man das Luftbild des Teleskopes betrachtet. Dieses Abbild wird durch die Feldblende des Okulares begrenzt. Das sagt aber noch nichts darüber aus, wie gross dieses erscheint. Das scheinbare Gesichtsfeld kann also bei einem bestimmten Feldbendendurchmesser gross oder klein erscheinen. Dieser Betrachtungswinkel ist das scheinbare Gesichtsfeld: Ist er sehr klein, also 40°oder enger, wirkt das Bild wie durch eine beengende Röhre betrachtet. Der Kontrast des Bild wirkt dadurch auch flauer. Hingegen erscheint in einem Weitwinkelokular das Bild in einem grossen Winkel. Das Bild wirkt offen und der Kontrast erscheint höher. Weitwinkelokulare haben mindestens 60° scheinbares Gesichtsfeld. Das scheinbare Gesichtsfeld wird auch als Eigengesichtsfeld bezeichnet.
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Vergrösserung
Die Vergrösserung ist der Faktor, unter welchem ein Objekt durch ein Teleskop betrachtet grösser erscheint, als wenn man es direkt von Auge betrachten würde. Theoretisch können beliebige Vergrösserungen erzielt werden, aber nur bestimmte machen Sinn.
Berechnung:
Brennweite des Teleskopes in Millimeter durch Brennweite in Millimeter des Okulares gleich Vergrösserung.
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Wahres Gesichtsfeld
Im Brennpunkt eines Teleskopobjektives entsteht ein sogenanntes Luftbild. Dieses bildet das angepeilte Objekt in einer bestimmten Grösse ab. Durch das Okular können wir nun mit dem Auge dieses Luftbild betrachten. Das Bild wird durch die in jedem Okular vorhandene Feldblende begrenzt. Diese muss genau in der Brennebene des Teleskopes platziert sein und erscheint im Okular als scharfe Begrenzung des Bildfeldes.
Somit sagt der Durchmesser der Feldblende direkt, wie gross das wahre Gesichtsfeld eines Okulares ist.
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Weitwinkelokulare
Als Weitwinkelokulare bezeichnet man alle Okulare, die mehr als 60° scheinbares Gesichtsfeld haben. Es ist dabei unerheblich, ob durch die Verzeichnung des Bildfeldes das wahre Gesichtsfeld kleiner als vermutet ist.
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Letzte Änderung: 31. Dezember 2008 Webmaster